Das Radio-Symphonieorchester ist nur für Eliten – weg damit!“ – „Die sollten mehr über Breitensport berichten! Eisstockschießen beispielsweise.“ – „Nieder mit dem Villacher Fasching!“ – „Weg mit dem Nischenprogramm ORF III!“ – „ORF III ist das einzig Öffentlich-Rechtliche im ORF!“ Petitionen werden aufgesetzt, Proteste organisiert, Krisensitzungen einberufen. Seit Tagen prallen Meinungen und Geschmäcker aufeinander, aber von den beiden, die es betreffen sollte, hört man nichts. Inhalte, Strategien, Zukunftspläne? Fehlanzeige!
Der Generaldirektor hüllt sich in Schweigen – und das seit seinem Amtsantritt. Abgesehen von der eher ungeschickten Forderung nach mehr Geld war von Roland Weißmann nicht viel zur Zukunft seines Hauses zu hören.
Die ÖVP-Medienministerin übt sich sieben Monate nach dem VfGH-Erkenntnis im Sommer 2022, das eine Neufinanzierung des ORF notwendig macht, lediglich in plattem Populismus. Sie fordert einen „ORF-Rabatt“ und stellt mit der Haushaltsabgabe einen Arbeitstitel in den Raum. Weiterführende Fragen bleiben unbeantwortet. Mit den Grünen, deren Mediensprecherin noch vor wenigen Wochen eine Budgetfinanzierung propagiert hat, werde sie nun sprechen. Das ist aber gar nicht notwendig, denn der Koalitionspartner ist hellauf begeistert und lässt wissen, dass man immer schon diese Finanzierungsvariante wollte.
Naheliegende Sparmaßnahmen werden bei all dem ignoriert: ORF-Beiträge enthalten auch in Zukunft Landesabgaben – ein leistungsfreies und sinnbefreites Körberlgeld für die Landeshauptleute, das weder dem ORF noch dessen Produktionen dient. Das ist schlicht Raubrittertum.
Vergessen sind auch die Chats zwischen dem ehemaligen ORF-Chefredakteur und dem damaligen FPÖ-Vizekanzler, in denen diese ungeniert über politisch motivierte Personalbesetzungen gesprochen hatten. Niemand spricht mehr über die Sideletter zwischen ÖVP und Grünen, in denen ebenfalls Topjobs ausbaldowert wurden. Nonchalant ließen die Grünen dazu wissen, dass man ein naiver Idiot sein könne – oder eben ein korrupter. Diskret verräumt wurde auch der umfangreiche und erschütternde Bericht zu den massiven Interventionen des niederösterreichischen Landesdirektors.